Mit teilweise zynischen Videos machen sich 50 Schauspieler über die Corona-Politik im Land lustig. Solidarisch sind nur wenige der Youtube-Videos. Dabei gibt es Menschen, die seit vielen Monaten voll ins Risiko gehen und künstlerische Solidarität mehr als verdient haben.
Innerhalb weniger Stunden waren die Videos von Jan Josef Liefers, Meret Becker, Heike Makatsch oder Ulrich Tukur hundertausendfach angeklickt. Mit ironischen Videos auf Youtube kommentieren sie die Lockdown-Politik der vergangenen Monate. Die massive Kritik lässt nicht lange auf sich warten. Verschiedene KünstlerInnen haben ihre „Werke“ mittlerweile wieder aus dem Netz genommen. So etwa Schauspieler und Tatort-Kommissar Richy Müller. Er verkündete: „Ich musste feststellen, dass mein Video vielen Menschen wehgetan hat, die ich niemals kränken oder veralbern wollte“, sagte der 65-Jährige dem Nachrichtensender ntv. Er sei blauäugig gewesen. Dabei sei er indirekt sogar selbst betroffen: „Die Tochter meiner Frau ist mit Anfang 20 zu Beginn der Pandemie an Corona erkrankt. Und sie hatte ein halbes Jahr lang Probleme mit der Atmung.“ Auch Ulrike Folkerts, Heike Makatsch und Meret Becker haben relativ schnell reagiert und sich distanziert. Jan Josef Liefers stand im Interview Rede und Antwort und versuchte in der Sendung 3 nach 9 die Beweggründe zu erläutern: Am Ende blieben etliche Fragen offen.
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#allesdichtmachen: Keine Solidarität
Bei allem Recht, Kritik an politischen Maßnahmen zu äußern, bleibt nach dieser Kampagne ein fader Beigeschmack. Denn solidarisch waren die meisten Statements nicht – weder mit Erkrankten oder Hinterbliebenen noch mit Beschäftigten im Gesundheitswesen, im Einzelhandel die trotz persönlichem Risiko täglich ihre Arbeit machen. Solidarisch ist die Kampagne aber auch nicht mit den eigenen Kolleginnen und Kollegen, die seit einem Jahr kein Engagement auf Bühnen oder im Fernsehen bekommen haben. Warum?
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#allesdichtmachen: Von Empathie keine Spur
SchauspielerInnen gelten als emphatisch, müssen sie sich doch für ihre Rollen in andere Schicksale einfühlen. Davon kann bei der Video-Kampagne #allesdichtmachen nicht die Rede sein. Dabei gibt es täglich Dokumentationen von Intensivstation aus aller Welt. PflegerInnen berichten, wie sich ihr Arbeitsalltag anfühlt. So wie Ricardo Lange, der regelmäßig im Tagesspiegel über seinen harten Job als Intensivpfleger auf einer Corona-Station berichtet. „Als ich heute Morgen die Aktion der Schauspieler:innen #allesdichtmachen gesehen habe, dachte ich nur: Was ist mit diesen Leuten los? Haben diese Privilegierten nicht mitbekommen, was in der Welt passiert? Warum äußern sie sich zu Dingen, von denen sie keine Ahnung haben? Ich quatsche ja auch nicht übers Fernsehen“, sagt Lange im Tagesspiegel.
#allesdichtmachen: Menschen, die wirklich ins Risiko gehen
Es hätte viele Anknüpfungspunkte gegeben, um sich wirklich zu empören – über die schlechte Corona-Politik oder hartherzige Arbeitgeber, etwa in der Pflegebranche. Eine aktuelle Studie belegt zum Beispiel, dass rund 40 Prozent der Altenpflegerinnen und Altenpflege im letzten Jahr keine steuerfreie Corona-Prämie erhalten haben. Viele Beschäftigte, denen ein Bonus auf Grund der Hohen Belastung zustand, haben diese nicht erhalten, vor allem bei privaten Diensten in der ambulanten Altenpflege, kritisiert die Gewerkschaft ver.di. Dabei hat der Bund 1000 Euro je Zahlung beigesteuert, den Rest haben die Länder größtenteils übernommen. Auch das kann man im Internet nachlesen. Auch das hätten die MacherInnen von #allesdichtmachen aufgreifen können.
Öffentlicher Dienst: Hohes Risiko, viel Arbeit
Es gibt viele Berufsgruppen, die in den vergangenen Pandemie-Monaten täglich ran mussten – viele trotz eigenem Risiko, an Corona zu erkranken. Allen voran diverse Bereiche aus dem öffentlichen Dienst: Polizeibeamte, Feuerwehr- und Rettungskräfte, Soldaten der Bundeswehr oder auch Beschäftigte in den Gesundheitsämtern, um nur einige zu nennen. Bis zu 160 Überstunden haben etwa MitarbeiterInnen in den Gesundheitsämter von Mecklenburg-Vorpommern innerhalb eines Monats angesammelt. Auch sie haben ihre Schichten nicht nur vor dem PC verbracht, sondern mussten vor Ort Hygienekonzepte für Veranstaltungen prüfen oder die Einhaltung von Quarantäne-Anordnungen kontrollieren. Von wegen #allesdichtmachen, das sind Menschen, die wirklich ins Risiko gehen.