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TVöD und TV-L: Öffentlicher Dienst 2017 mit einem Lohnplus von insgesamt 2,7 Prozent

Daumen rauf
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Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst konnten sich im vergangenen Jahr über Lohnsteigerung von insgesamt 2,7 Prozent freuen. Laut einer Analyse lag der öffentliche Dienst damit hinter der Textil- und Bekleidungsindustrie und dem Metallhandwerk. Tarifexperten sehen gute Chancen für eine „expansivere Lohnpolitik“ in der Tarifrunde 2018.

Eine Studie des WSI-Tarifarchivs in der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Zwischen den verschiedenen Branchen zeigen sich deutliche Unterschiede. Am höchsten fällt 2017 die jahresbezogene Tarifsteigerung mit nominal 3,1 Prozent in der Textil- und Bekleidungsindustrie aus, gefolgt vom Metallhandwerk mit 3,0 Prozent. Etwas oberhalb des Durchschnitts liegen die Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst und dem Hotel- und Gaststättengewerbe mit jeweils 2,7 Prozent, der Chemischen Industrie mit 2,6 Prozent sowie der Metallindustrie und dem Privaten Verkehrsgewerbe mit jeweils 2,5 Prozent. Genau den gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 2,4 Prozent erreichen das Bauhauptgewerbe, die Gebäudereinigung und die Deutsche Bahn AG.

Tariflöhne sind insgesamt um 2,4 Prozent gestiegen

Die Tariflöhne und -gehälter haben im Jahr 2017 nominal im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt um 2,4 Prozent zugelegt. Nach Abzug des Verbraucherpreisanstiegs von 1,8 Prozent ergibt sich daraus ein realer Zuwachs der Tarifvergütungen um 0,6 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Bilanz der Tarifpolitik des Jahres 2017, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt.

Impuls für Binnennachfrage

„Da die Inflationsrate wieder spürbar höher ist, fällt der Reallohnzuwachs 2017 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. „In den Jahren 2014 bis 2016 stiegen die Tariflöhne wegen der sehr geringen Preissteigerung real zwischen 1,9 und 2,4 Prozent und haben damit einen wesentlichen Beitrag für den ökonomischen Aufschwung in Deutschland gelegt. Der von den Lohnerhöhungen ausgehende Impuls für die Binnennachfrage hat sich 2017 – wenn auch in abgeschwächter Form – weiter fortgesetzt. Und auch in diesem Jahr sind spürbare Reallohnzuwächse wichtige Faktoren für eine stabile, balancierte Wirtschaftsentwicklung“, so Schulten.

Tarifverträge für rund 8,7 Millionen Beschäftigte 2017

Bei der Berechnung der kalenderjährlichen Tariferhöhungen für das Jahr 2017 werden sowohl die Neuabschlüsse aus dem Jahr als auch Abschlüsse aus den Vorjahren, die eine Laufzeit bis mindestens Ende 2017 haben, berücksichtigt. Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften in Deutschland im vergangenen Jahr Lohn- und Gehaltstarifverträge für rund 8,7 Millionen Beschäftigte ab, darunter etwa 7,2 Millionen in den alten und 1,5 Millionen in den neuen Bundesländern. Die Laufzeit der Verträge beträgt durchschnittlich 25,6 Monate und liegt damit höher als im Vorjahr mit 22,8 Monaten. Für weitere 10,5 Millionen Beschäftigte traten im Jahr 2017 Erhöhungen in Kraft, die bereits 2016 oder früher vereinbart worden waren.

Verteilungsspielraum 2017 annähernd ausgeschöpft

Insgesamt konnte nach der WSI-Analyse im Jahr 2017 der gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum – gemessen als Summe aus Preis- und Produktivitätsentwicklung – durch die Tariflohnzuwächse annähernd ausgeschöpft werden, nachdem die Tariflöhne in den Jahren zuvor teilweise deutlich darüber lagen. Berücksichtigt man hingegen bei der Kalkulation des Verteilungsspielraums nicht nur die tatsächliche Preisentwicklung, sondern auch die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von annähernd 2 Prozent, so zeigt sich, dass die Lohnentwicklung nach wie vor eher moderat verlaufen ist und immer noch erheblichen Spielraum nach oben aufweist, teilte das WSI mit.

Tarifrunde 2018: „Expansivere Lohnpolitik“

„Angesichts der guten Konjunkturentwicklung und der relativ niedrigen Arbeitslosigkeit deuten die Zeichen der bereits begonnenen Tarifrunde 2018 eindeutig auf eine expansivere Lohnpolitik“, sagt der WSI-Tarifexperte Schulten. „Dies wird auch durch die aufgestellten Tarifforderungen der Gewerkschaften unterstrichen, die mit zumeist sechs Prozent Lohnerhöhung sowie weiteren Komponenten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen deutlich oberhalb der Vorjahre liegen.“

Hier gibt es die WSI-Analyse…

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