Lehrer haben einen erfüllenden, aber auch stressigen und teilweise belastenden Job. Doch lohnt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Lehrer? Welche Gesundheitsrisiken gibt es? Wir haben verschiedene Studien analysiert.
Die gute Nachricht: Das öffentliche Ansehen des Lehrerberufes ist gestiegen. Laut einer Studie des Deutschen Beamtenbundes schätzen drei Viertel der Bevölkerung die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland. Vor zehn Jahren waren es gerade mal 63 Prozent. Vermutlich sind sich viele Menschen darüber im Klaren, dass der Lehrerberuf große Anforderungen an die Beschäftigten stellt: Ein im Vergleich zu vielen anderen Menschen früher Dienstbeginn, permanenter Stress durch Lärm und die oft unterschätzte Herausforderung, auch zu Hause Klausuren zu korrigieren und den Unterricht vorzubereiten.
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Berufsunfähigkeit bei Lehrern: Stressfaktor Homeoffice
Letzteres ist ein nicht zu unterschätzender Stress-Faktor, wie eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Denn: Wer im Homeoffice tätig ist, kann abends oft nicht abschalten. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 45 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie bei Beschäftigten, die nie zu Hause arbeiten, stellt die Studie fest. „Offenbar verschwimmen die Grenzen zwischen den Lebensbereichen bei dieser Arbeitsweise besonders leicht.“ Gerade LehrerInnen arbeiten neben ihrem Dienst in der Schule täglich zu Hause. Dort, wo andere abschalten können, setzen sie zur „zweiten Schicht“ an, korrigieren Klausuren oder bereiten den nächsten Unterricht vor.
Berufsunfähigkeit: Müde durch Stress und Lärm
Doch auch andere schulinterne Belastungsfaktoren spielen beim Thema Lehrergesundheit eine Rolle. So leiden viele Grundschullehrer in Deutschland unter Müdigkeit und Erschöpfung: 40 Prozent sind es laut einer DAK-Studie. Lärm, fehlende Erholung und schwierige Schüler belasten Lehrkräfte. LehrerInnen leiden also unter ihrem stressigen Alltag, stellt die Studie fest. Die Untersuchung mit knapp 1.900 Grundschullehrern zeigt:
• 40 Prozent der Grundschullehrer sind dauermüde und erschöpft
• 25 Prozent leiden häufig unter Nacken- oder Rückenschmerzen
• 17 Prozent haben Schlafstörungen
• 15 Prozent sind nervös und
• 13 Prozent kämpfen regelmäßig mit Kopfschmerzen
Berufsunfähigkeitsrisiko für Lehrer: Burnout
Aufschlussreich ist ebenfalls eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Bundesanstalt für Arbeitsmedizin und Arbeitsschutz. Diese Studie vergleicht die berufsbedingten Belastungssymptome verschiedener Berufsgruppen. So litten die rund 700 befragten Lehrkräfte häufiger unter Symptomen, die auch bei depressiven Störungen auftreten, wie Erschöpfung, Nervosität, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Autoren resümieren, dass Depressionen oder Burnout eine Hauptursache für ein frühzeitiges Ausscheiden aus dem Lehrerberuf sind.
Berufsunfähigkeit: Fehlzeiten wegen Krankheiten
Ein weiterer wichtiger Indikator, um Belastungen des Lehrerberufs zu identifizieren, sind Analysen der Fehlzeiten wegen Krankheit. Diese variieren zwischen verschiedenen Berufsbildern sehr deutlich. Der Lehrerberuf scheint in diesem Zusammenhang aufzufallen. So stellt der Aktionsrat Bildung 2014 fest, dass bei den Gymnasiallehrkräften die psychischen Erkrankungen die weitaus am häufigsten vorkommende Ursache für Fehltage waren. Damit fügt sich der Lehrerberuf in eine sich seit mehreren Jahren abzeichnende Entwicklung. Dabei gilt natürlich auch, dass nicht jede Phase psychischer Belastung oder der mentalen Erschöpfung in die Dienst- oder Berufsunfähigkeit führen muss.
Früh-Pensionierung durch Dienstunfähigkeit
Ein Indikator für die Beanspruchung der Lehrerinnen und Lehrer war in der Vergangenheit der Anteil der dienstunfähigen Neu-Pensionäre. So wurden im Zeitraum 1993 bis 2001 jedes Jahr über die Hälfte der Lehrkräfte aufgrund von Dienstunfähigkeit pensioniert, stellt das Statistische Bundesamt fest. Doch nachdem Ende der 1990er Jahre Abschläge bei vorzeitiger Pensionierung eingeführt wurden, sank bis 2013 die Zahl der Ruhestandseintritte bei Lehrern auf Grund von Dienstunfähigkeit deutlich. Rund 3.200 (11 Prozent) der 2014 pensionierten Lehrerinnen und Lehrer waren dienstunfähig, stellt das Statistische Bundesamt fest. Damit ist diese Zahl kein valider Faktor mehr, um die Folgen der Belastungen von Lehrkräften abzuschätzen.
Berufsunfähigkeit: Stress ist Hauptursache
Eine aktuelle Auswertung des Analysehauses Morgen und Morgen (2017) ergibt, dass die Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit Nervenkrankheiten bleiben. Zweithäufigste Ursache mit 21 Prozent bilden die Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates. Die Ursache für eine BU durch Krebs und andere bösartige Geschwülste ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und erreicht knapp 16 Prozent. Erkrankungen des Herzens und Unfälle bleiben auf dem Vorjahresniveau, so die Analysten.
Ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Lehrer sinnvoll?
Fast alle Studien zu den Arbeits- und Gesundheitsbedingungen im Schulalltag zeigen, dass ein der Teil der Lehrkräfte unter den Belastungen des Arbeitsalltags gesundheitlich leidet. Die Folge sind nicht selten psychische Erkrankungen, die wiederum häufig ein Grund für eine Berufsunfähigkeit sind. Darum kann eine Berufs- oder Dienstunfähigkeitsversicherung sinnvoll sein. ExpertInnen stellen fest: Versicherungsunternehmen schätzen das Risiko auf Berufs- oder Dienstunfähigkeit von Lehrkräfte ebenfalls als groß ein. Dies spiegelt sich dann in den Beiträgen zur Berufsunfähigkeitsversicherung wieder.
Was müssen Lehrer bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung beachten?
Wichtig ist erstmal, ob der jeweilige Lehrer/die Lehrerin verbeamtet oder angestellt ist. Davon leitet sich ab, ob bei einer späteren schweren Erkrankung oder durch einen Unfall eine Berufsunfähigkeit oder eine Dienstunfähigkeit vorliegt. Zudem sollten Lehrkräfte im öffentlichen Dienst dringend beachten, dass ihre Berufsunfähigkeitsversicherung eine echte Dienstunfähigkeitsklausel oder eine Beamtenklausel beinhaltet. Was das konkret bedeutet, lesen sie hier… nach.
Weitere Tipps und Hinweise für Lehrerinnen und Lehrer etwa zum Thema Beamtenbesoldung gibt es hier…