Erzieherinnen sind mit ihrer Arbeit zufriedener als Beschäftigte vieler anderer Berufsgruppen. Ihr Gehalt empfinden sie – im Vergleich zu einigen anderen Berufsgruppen – häufiger aber als nicht so angemessen.
Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 2008 bis 2014 basiert. Analysiert wurden nur Erzieherinnen, nicht aber Erzieher, weil Männer diesen Beruf selten ergreifen und die Fallzahl in der Stichprobenerhebung für aussagekräftige Analysen zu gering ist.
Erzieherinnen: Hohe Zufriedenheitswerte
Die Analysen zeigen, dass Erzieherinnen mit ihrer Arbeit ähnlich hohe Zufriedenheitswerte wie Grundschullehrerinnen erreichen und höhere Werte als Verwaltungsfachfrauen und andere erwerbstätige Frauen mit berufsqualifizierendem Abschluss. Obwohl sich Erzieherinnen insgesamt nicht überdurchschnittlich stark belastet fühlen und beispielsweise nicht häufiger über Zeitdruck klagen als andere Beschäftigte, macht ihnen die zunehmende Arbeitsintensität zu schaffen.
Steigende Anforderungen
„Die Anforderungen für die Berufsgruppe der Erzieherinnen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, erklärt Studienautorin C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW Berlin. „Kinder gehen früher in die Kita, verbringen dort mehr Zeit und haben vielfältigere Bedürfnisse. Bei vielen Erzieherinnen ist die Balance zwischen beruflicher Belohnung und Verausgabung zum Beispiel im Vergleich zu Grundschullehrerinnen nicht so ausgewogen“, so Spieß.
Kinderlose Erzieherinnen fühlen sich weniger geschätzt
Darüber hinaus wurden Analysen durchgeführt, die nach der Haushaltskonstellation der Erzieherinnen unterscheiden. Es zeigt sich, dass sich Erzieherinnen ohne eigene Kinder oft verausgabter und weniger wertgeschätzt fühlen als Erzieherinnen mit Kindern – auch dann, wenn diese alleinerziehend sind.
Viele Erzieherinnen würden gerne länger arbeiten
Viele Erzieherinnen sind mit ihrer Arbeitszeit nicht zufrieden: 31 Prozent würden die Zahl ihrer Wochenstunden gerne erhöhen – mehr als in jeder anderen der untersuchten Berufsgruppen. Insbesondere wenn sie weniger als 21 Stunden pro Woche arbeiten, haben Erzieherinnen den Wunsch nach einer längeren Arbeitszeit: In dieser Gruppe ist der Anteil derer, die ihren Erwerbsumfang erhöhen möchten, mit 63 Prozent am größten. „Inwiefern der künftige Fachkräftebedarf über eine Arbeitszeiterhöhung bereits erwerbstätiger Erzieherinnen gedeckt werden kann, ist nicht klar“, so Studienautor Franz Westermaier. „Fakt ist aber, dass es zwischen den Arbeitszeitwünschen und den tatsächlichen Arbeitszeiten eine große Diskrepanz gibt.“
Subjektive Belastung und Zufriedenheit beachten
Die ForscherInnen des DIW fordern mehr Investitionen in die frühe Bildung. Dabei sollten die subjektive Belastung und Zufriedenheit der Erzieherinnen künftig eine größere Rolle spielen. Ein Ansatzpunkt könnte auch ein höherer Fachkraft-Kind-Schlüssel sein, sodass Erzieherinnen für weniger Kinder gleichzeitig verantwortlich wären. „Wer sich zu stark belastet fühlt und zu wenig Anerkennung erfährt, kann häufig nicht seine optimale Arbeitsleistung abrufen“, so Spieß.
Mehr investieren
Damit der Kinderbetreuungsbereich für Fachkräfte attraktiver werde, müsse sich das ändern. „Entsprechende Maßnahmen wären, sofern sie die Qualität der Kinderbetreuung verbessern, gut investiertes Geld, denn sie würden das Humanpotential der deutschen Wirtschaft stärken“, so Spieß.
Erzieherinnen: Seltener zufrieden mit Gehalt als Andere
„Es lässt sich festhalten, dass Erzieherinnen insbesondere auch im Vergleich mit anderen Berufsgruppen eine hohe Arbeitszufriedenheit aufweisen – sie entspricht der von Grundschullehrerinnen und Sozialpädagoginnen. Allerdings sind Erzieherinnen seltener mit ihrem Einkommen zufrieden. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass sie ihren Lohn beziehungsweise ihr Gehalt vor allem im Vergleich zu Grundschullehrerinnen und Verwaltungsfachfrauen als weniger angemessen empfinden – allerdings trifft dies auch auf sehr viele Frauen im Krankenpflegebereich zu.“
Ende September 2015 haben sich die Gewerkschaften ver.di, GEW, Deutscher Beamtenbund (dbb) mit den kommunalen Arbeitgebern (VKA) auf ein Tarifergebnis für Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiterinnen, Kinderpflegerinnen und weitere Gruppen geeinigt. Erläuterungen zu den einzelnen Berufsgruppen gibt es hier…