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DGB: Personalausstattung im Öffentlichen Dienst bleibt eine Großbaustelle

Karriere öffentlicher Dienst
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Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Daten des Statistischen Bundesamt zur Personalsituation in Ämtern, Behörden, Schulen, Kitas und Co. analysiert. Das Fazit des DGB-Personalreports 2020: Die Personalausstattung bleibt eine Großbaustelle im öffentlichen Dienst.

Die öffentliche Verwaltung, Gesundheitsämter, kommunale Entsorger, Kitas, Krankenhäuser – sie alle haben dazu beigetragen, dass Deutschland bisher gut durch die Krise gekommen ist. Die Corona-Pandemie bestätigt zum einen die Relevanz einer stabilen öffentlichen Infrastruktur für unsere Gesellschaft. Zugleich offenbart sie vielerorts die löchrige Personaldecke, wie der DGB-Personalreport 2020 zeigt. In vielen Praxisfeldern besteht Personalbedarf. Und es ist enorm schwer, gut qualifizierte Nachwuchskräfte zu finden. Die Personalausstattung bleibt also eine Großbaustelle.

DGB fordert Neujustierung staatlicher Aufgaben

„Das Leitbild des schlanken Staates hat sich in dieser Krise blamiert. In den letzten Monaten aufgehäufte Mehrarbeit und unzähligen Überstunden zeugen davon“, kommentiert dann auch DGB-Vize Elke Hannack den aktuellen Report. Und fordert: „Was jetzt folgen muss, ist die Neujustierung staatlicher Aufgaben, und dabei muss insbesondere die Personalausstattung Thema sein.“

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DGB-Personalreport belegt: 30 Prozent weniger Personal als 1991

Im öffentlichen Dienst waren zum Stichtag 30.6.2019 knapp 4,9 Millionen Personen beschäftigt. Das sind rund 30 Prozent weniger als 1991. Über 57 Prozent der Beschäftigen waren weiblich, in absoluten Zahlen sind das 2,8 Millionen Frauen. Und: Knapp 35 Prozent der Beschäftigten sind als BeamtInnen oder RichterInnen und knapp 62 Prozent als ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Dienst tätig. Bei den Tarifbeschäftigten ist die Zahl der befristeten Arbeitsverträge zudem weiterhin hoch, die Befristungsquote lag bei 14,8 Prozent.

DGB-Personalreport 2020: Zuwachs vor allem bei Polizei, Kitas und Hochschulen

Zusammengefasst heißt das, dass sich die Entwicklung der letzten Jahre fortsetzt. Die Zahl der Beschäftigten ist im Vergleich zum Vorjahr erneut gewachsen, um insgesamt rund 82.000. Allerdings lohnt ein differenzierter Blick. Denn dieses Plus konzentrierte sich auf vor allem drei Bereiche: Hochschulen (plus 17.865), Polizei (plus 6.890) und kommunale Kindertagesstätten (plus 12.365). 45 Prozent des Personalzuwachsens fand in diesen drei Aufgabenbereichen statt.

Öffentlicher Dienst: Vorausschauende Personalplanung nötig

Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert, dass der öffentliche Dienst müsse seiner Vorbildrolle endlich wieder gerecht werden. Die to-do-Liste sei lang:

  • Es braucht zum Beispiel eine verpflichtende und vorausschauende Personalbedarfsplanung.
  • Die skandalöse Befristungspraxis muss beendet werden.
  • Wenn ältere KollegInnen in den Ruhestand gehen, muss der Wissensverlust durch überlappende Stellenbesetzungen und strukturierte Übergabeverfahren begrenzt werden.

Der öffentliche Dienst im europäischen Vergleich

In den europäischen Ländern haben öffentliche Arbeitgeber eine sehr unterschiedliche beschäftigungspolitische Bedeutung. Am stärksten ausgeprägt ist der öffentliche Sektor in den skandinavischen Ländern.

In Schweden, Dänemark und Norwegen liegt der Anteil der Beschäftigten öffentlicher Arbeitgeber an der Gesamtbeschäftigung nach Zahlen der OECD bei knapp 30 Prozent. Im Nachbarland Frankreich liegt der Anteil bei rund 22 Prozent, in Deutschland dagegen nur bei 10 Prozent. Diese Unterschiede sind ein Hinweis darauf, dass in den europäischen Ländern die Bewertung dessen, was eine öffentlich zu erbringende Leistung ist, unterschiedlich ausfällt.

Europäischen Nachbarn geben deutlich mehr für öffentlichen Dienst aus

In Deutschland (und ähnlich in den Niederlanden) hat der Staat als Arbeitgeber eine im Vergleich geringere Bedeutung. Gemessen an ihrer Wirtschaftsleistung geben die europäischen Nachbarn deutlich mehr für ihren öffentlichen Dienst aus. Im Jahr 2019 haben die vier skandinavischen Länder Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden (DK, FI, NO, SE) im Durchschnitt 13,8 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Personal im öffentlichen Dienst ausgegeben, Dänemark als einzelnes Land sogar 15 Prozent. Die Personalausgaben in Deutschland beliefen sich 2019 lediglich auf 7,9 Prozent. Sie liegen also 5,9 Prozentpunkte unter dem Niveau der vier skandinavischen Länder.

Niedrige Ausgaben in Deutschland

Auch die kontinentaleuropäischen Länder Belgien, Frankreich, Niederlande und Österreich (BE, FR, NL, AT) investieren deutlich mehr in ihr Personal. Im Jahr 2019 waren es 10,8 Prozent. Die Ausgaben in Deutschland sind im europäischen Vergleich also niedrig. Schaut man auf das Jahr 1996, so ist Deutschland zudem zurückgefallen. Zwischen 1996 und 2019 hat sich die Differenz zu den beiden dargestellten Ländergruppen jeweils leicht vergrößert. Die Sprünge, welche zwischen 2008 und 2012 zu beobachten sind, erklären sich durch Schwankungen des BIP im Rahmen der Finanz- und Wirtschaftskrise, nicht durch Personalzuwächse.

Zum DGB-Personalreport 2020…

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