Die Debatte um die 4-Tage-Woche läuft – im öffentlichen Dienst und in der Wirtschaft. Umfragen und erste Modellversuche zeigen: Die Beschäftigten sind bereit, allerdings nur zu bestimmten Konditionen. Es kommt aber auf das Format an. Ein Überblick.
Der Ruf nach besserer Work-Life-Balance, nach mehr Zeit zur persönlichen Entfaltung und nach neuen Möglichkeiten, Kinder- und Altenbetreuung zu Hause zu managen, wird immer lauter. Besonders die Generation Z will nichts mehr davon wissen, für die Arbeit zu leben. Die jungen Menschen in der Arbeitswelt wollen arbeiten, um zu leben.
Debatte um die 4-Tage-Woche: Beispiele aus dem öffentlichen Dienst und Unternehmen
Eine große Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland kann sich eine 4-Tage-Woche gut vorstellen. Eine Studie zeigt: Rund 81 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit. Knapp 73 Prozent geben allerdings an, dass sie die 4-Tage-Woche nur bei gleichem Gehalt wollen. Das heißt: Fast drei Viertel wollen nicht auf ihren Lohn verzichten. Nur acht Prozent der Erwerbstätigen würden ihre Arbeitszeit auch reduzieren, wenn sie dadurch weniger Geld auf dem Konto haben. 17 Prozent der Befragten lehnen eine Vier-Tage-Woche ab, zwei Prozent haben ihre Vollzeittätigkeit bereits auf vier Tage verteilt. Das zeigen Zahlen der Hans-Böckler-Stiftung. Bedingung für den Wunsch ist es allerdings allgemein, nicht 40 Arbeitsstunden auf vier Tage zu verteilen, und so Arbeitstage von zehn Stunden zu stemmen. Es gilt vielmehr, die Arbeitszeit bei gleichbleibenden Löhnen zu verkürzen. Ein Großteil möchte das sogenannte 100-80-100-Modell: 100 Prozent Bezahlung für 80 Prozent der Arbeitszeit mit 100 Prozent gleichbleibender Leistung.
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4-Tage-Woche: Vorzeigeland Belgien?
Im Jahr 2022 ging es wie ein Lauffeuer durch die Berichterstattungen in Deutschland: Belgien hat die 4-Tage-Woche eingeführt!
Seit November 2022 haben alle belgischen Arbeitnehmer nach Zustimmung des Arbeitgebers das Recht auf einen zusätzlichen freien Tag in der Woche. Zu einer Kondition: Die Arbeitszeit muss insgesamt gleichbleiben. So können Belgier mit einer derzeit gesetzlich festgelegten Vollzeit-Wochenarbeitszeit von 38 Stunden heute entweder auf Arbeitstage von 9,5 Stunden aufstocken, oder auch jede zweite Woche 45 Stunden arbeiten und sich damit die Extra-Ruhetage „dazuverdienen“. Der belgische Premierminister Alexander De Croo meinte es mit der Maßnahme gut: „Vollzeit-Arbeitnehmer sollen am Tag länger arbeiten dürfen, damit alle erforderlichen Stunden in vier Tagen geleistet werden können.“
Schade nur, dass die so formulierte 4-Tage-Woche nicht besonders erfolgreich war. Die „unechte 4-Tage-Woche“ staucht lediglich dieselbe Arbeitszeit auf weniger Tage zusammen, sodass sich im November 2023 nur etwa 0,5 Prozent der Arbeitnehmer dafür entschieden hatten. Generell wird vom belgischen Stauchungsmodell nicht nur wenig Gebrauch gemacht, es wird auch laut einer Umfrage des Jobportals Stepstone von fast drei Fünfteln der belgischen Arbeitnehmer schlichtweg abgelehnt. Nur unter den jüngeren Befragten zwischen 20 und 30 Jahren waren die generellen Befürworter zumindest knapp die Hälfte.
Arbeitswoche von vier Tagen in Österreich, Schweiz und Deutschland
In den Nachbarländern Schweiz und Österreich herrscht größere Flexibilität für Privatunternehmen bei der Einführung der 4-Tage-Woche. Obwohl auch in den anderen beiden DACH-Ländern noch keine politische Regelung für die neuen Arbeitszeitmodelle gekommen ist, sind diese durch längere Höchstarbeitszeiten einfacher praktisch umsetzbar. Während die Höchstarbeitszeit hierzulande auf täglich maximal 10 Stunden beschränkt ist, dürfen die Österreicher inklusive Überstunden bis zu zwölf Stunden pro Tag zu arbeiten. Damit haben es österreichische Unternehmen leichter, die 40 Stunden der Vollzeitarbeit auf vier Tage in der Woche zu verteilen. Nicht zuletzt, weil nach Kollektivvertrag die Normalarbeitszeit auch weniger als kanonische 40 Stunden betragen kann. Das ist beispielsweise in Pflegeberufen mit 37 Wochenstunden der Fall. In der Schweiz sind sogar Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden pro Tag gestattet.
Öffentlicher Dienst Deutschland: 4-Tage-Modell auf dem Prüfstand
Auch im öffentlichen Dienst in Deutschland läuft die Debatte. Öffentlicher Dienst News hat deshalb beim Bundesinnenministerium nachgefragt, wie die aktuelle Situation aussieht. Die zentrale Aussage aus dem BMI. Man verfolge mit Interesse Thematik rund um das Modell der 4-Tage-Woche: „Im Sinne einer flexiblen und bedarfsgerechten Arbeitszeitgestaltung wird das BMI auf den Prüfstand stellen, ob die 4-Tage-Woche bei Vollzeitbeschäftigung ein für den öffentlichen Dienst geeignetes Arbeitszeitmodell sein könnte.“
Aktuell bestimmt die Arbeitszeitverordnung für Beamte des Bundes, dass die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigung und Teilzeitbeschäftigung mit einer Ermäßigung der Arbeitszeit um weniger als 10 Prozent auf Montag bis Freitag verteilt wird (§ 3 Absatz 2 Satz 1 AZV). „Nach aktueller Rechtslage ist eine Verteilung der Wochenarbeitszeit auf weniger als 5 Tage daher lediglich bei Teilzeitbeschäftigung von höchstens 90 Prozent zulässig.“
Weiter erklärt uns der Sprecher des BMI: „Für die Tarifbeschäftigten des Bundes regelt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) in § 6 Absatz 1 Satz 3 nur, dass die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit auf fünf Tage, aus notwendigen betrieblichen/dienstlichen Gründen auch auf sechs Tage verteilt werden kann. Typischerweise sind Arbeitszeitmodelle mit einer 4-Tage-Woche daher mit einer Arbeitszeitreduzierung verbunden.“
Öffentlicher Dienst: Gemeinde Wedel setzt auf 4-Tage-Woche
Während die Bundesebene prüft und abwägt, setzen Personalchefs auf kommunaler Ebene die neuen Arbeitszeitmodelle schon in die Tat um: etwa im schleswig-holsteinischen Wedel. Die Stadt Wedel hat nicht umsonst einen passenden Slogan gewählt. In der „Stadt mit frischem Wind“ herrschte chronischer Personalmangel, wie an vielen Stellen im öffentlichen Dienst. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung waren überarbeitet, es fehlte an allen Ecken und Enden und neue Kandidaten kamen nur zögerlich dazu. Als wenig attraktiv gilt vielen die öffentliche Verwaltung, die Bezahlung ist oft schlechter im Vergleich zu Angeboten aus der Privatwirtschaft.
Dann hörte Personalchef Jörg Amelung eines Morgens bei seiner Fahrt zur Arbeit die Nachrichten im Radio: Belgien hatte die 4-Tage-Woche eingeführt. Ihm kam die Idee, ein ähnliches Modell in Wedel in die Praxis umzusetzen. Politische Gremien wurden informiert, der Bürgermeister und der Personalrat eingebunden. Nun wehte tatsächlich der frische Wind in Wedel.
Heute ist Wedel eine der ersten Stadtverwaltungen Deutschlands, und auch im öffentlichen Dienst, mit einem 4-Tage-Arbeitsmodell. „Nicht sagen, es geht nicht, weil wir das noch nie so gemacht haben, sondern gucken: Geht’s?“, freut sich Jörg Amelung über die erfolgreiche Umsetzung in einem Portrait im Magazin der Süddeutschen Zeitung.
4-Tage-Woche: Wedel als Beispiel für den öffentlichen Dienst?
Die Schichten werden so organisiert, dass das Einwohnermeldeamt weiterhin an fünf Tagen offen bleibt und die Mitarbeiter können sich im Sommer an verlängerten Wochenenden um ihre Familien kümmern oder ihren Hobbies nachgehen. Dass das Modell in der Stadtverwaltung Wedel funktioniert, liegt jedoch nur an der guten Organisation und einer Extra-Dosis Flexibilität von allen Seiten.
Die 4-Tage-Woche bei reduzierten Stunden und gleichbleibendem Gehalt ist im öffentlichen Dienst nämlich gesetzlich nicht vorgesehen. So haben einige Mitarbeiter entschieden, ihre Arbeitsstunden zu verringern, andere leisten die 39, beziehungsweise für Beamte 41, vorgesehenen Wochenarbeitsstunden in vier Tagen. Das funktioniert auch für die Posten mit Publikumsverkehr, denn nach Schalterschluss gibt es immer noch genug abzuarbeiten. 4-Tage-Woche und flexible Arbeitszeiten zwischen 6 und 21 Uhr haben bereits Spontanbewerbungen und neue Mitarbeiter angezogen, auch wenn heute noch nicht die zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiter am Modell teilnehmen, mit denen ursprünglich gerechnet wurde.
Das Interesse anderer Städte ist groß. Jörg Amelung hat seine Dienstvereinbarung bereits an zahlreiche Stadtverwaltungen bundesweit geschickt, von denen er Anfragen zur Umsetzung des neuen Arbeitszeitmodells bekam. Er ist überzeugt, dass sich überall etwas bewegen lässt: „Mich erinnert diese aktuelle Diskussion an meine Kindheit. Damals ging es darum, ob es bei der 6-Tage-Woche bleibt oder man die 5-Tage-Woche einführt. Irgendwann werden auch vier Arbeitstage normal sein.“
Arbeitszeit in den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst?
Damit alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst von einer 4-Tage-Woche profitieren können, müsste ein entsprechendes Modell in den nächsten Tarifverhandlungen Thema sein. Für den TVöD findet diese Tarifrunde Anfang 2025 statt. Bisher gibt es noch keine konkreten Vorschläge für die Forderungen der Gewerkschaften. Ver.di wird im laufenden Jahr wieder eine Beschäftigtenbefragung im öffentlichen Dienst durchführen. Dort können Angestellte von Bund und Kommunen ihre konkreten Wünsche und Ziele mitteilen. Vermutlich werden die gewerkschaftlichen Forderungen im Herbst vorgestellt. Wir berichten ab Sommer über die Tarifrunde im öffentlichen Dienst. Wer auf dem Laufenden bleiben will, abonniert unseren Newsletter.
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4-Tage-Woche bei Privatunternehmen
Deutsche Banken und die 4-Tage-Woche
Unter den deutschen Privatunternehmen, die die 4-Tage-Woche erfolgreich eingeführt haben, sind einige deutsche Banken zu finden. Kleinere Banken tun sich in bestimmten Schlüsselpositionen schwer, Fachpersonal zu finden. Die verkürzte Arbeitszeit, in diesem Fall jedoch bei vollwertiger Bezahlung, macht die offenen Stellen nun attraktiv. So haben PSD Bank Braunschweig, die Volksbank Euskirchen und die Volksbank Kaiserslautern zwischen Sommer 2022 und Winter 2023 die 4-Tage-Woche eingeführt, dabei jedoch die Arbeitszeit von 39 auf 35, beziehungsweise auf 34,5 Stunden, verkürzt. Das Gehalt blieb unverändert. Damit bieten die Banken genau das an, was sich die Arbeitnehmer vom 4-Tage-Modell wünschen.
In der Regel haben die Mitarbeiter am Freitag frei, die Filialen bleiben an diesem Tag nun geschlossen. Kunden mit telefonischen Anfragen bekommen am Freitag über externe Callcenter Hilfe. Anscheinend handelt es sich bei der Lösung um eine echte Win-win-Situation. Zum einen sind die Mitarbeiter zufriedener und laut Angaben der Arbeitgeber motivierter. „Viele Mitarbeitende kommen am Montag ins Büro und sagen mir, sie fühlen sich so ausgeruht wie nach einem Kurzurlaub.“, erzählt Carsten Graf, Vorstand der genossenschaftlichen PSD Bank Braunschweig.
um anderen freuen sich selbst die Kunden über das Glück ihrer Bankberater und akzeptieren die Schließung der Filialen am Freitag. Der Freitag ist sowieso seit jeher ein absatzschwacher Tag. Zudem gibt es eine Kosteneinsparung bei Energie und Wasser, wenn die Türen der Filialen am langen Wochenende einen Tag mehr geschlossen bleiben. „Für uns war die Entscheidung ein Glücksfall. Sie verschafft uns am Arbeitsmarkt einen gewissen Zeitvorsprung.“, freut sich der Vorstand der Volksbank Euskirchen Hans-Jürgen Lembicz im Interview mit Bloomberg. Im vergangenen Jahr konnte sein Haus etwa 20 neue Mitarbeiter anwerben. Angesichts der Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung in der Branche hat Lembicz auch allen Grund zur Freude.
Maschinenbau-Unternehmen Wenzel
Die 4-Tage-Woche funktioniert nicht nur mit Bürojobs, das zeigt das Beispiel des Maschinenbauers Wenzel im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart. In der Produktion an ihrem Stammsitz in Wiesthal hat sie schon zu Beginn des Jahres 2022 die 4-Tage-Woche eingeführt. Volle Auftragsbücher und die überraschende Tatsache, dass die anfangs nur Pandemie-bedingte Kurzarbeit eigentlich sehr gut zu den Bedürfnissen des Unternehmens passte, ließen Wenzel den Schritt zur 4-Tage-Woche wagen. Das innovative Modell „Moderne Arbeitsplätze für die Zukunft“ bedurfte sehr guter Planung, um die Produktivität von fünf Tagen auf nur vier zu verteilen.
Ein Großteil der Mitarbeiter freute sich über die Chance, die in allen Abteilungen, in denen dies möglich war, implementiert wurde. Nicht zuletzt, weil die Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn von 37,5 Stunden auf 36 gesenkt wurde. Die Belegschaft arbeitet von Montag bis Donnerstag täglich eine Stunde länger, der Freitag ist dafür frei. Wer einen 40-Stunden-Vertrag hatte, konnte sich entscheiden alles beim Alten zu lassen oder mit „Selbstbeteiligung“ die Arbeitszeit auf 36 Stunden zu senken. Und wer trotz verlockender 4-Tage-Woche weiterhin bei klassischer Vollzeit blieb, kann auf erweiterte Homeoffice-Optionen zählen.
Geschäftsführerin Dr. Heike Wenzel unterstreicht die Vorteile des neuen Arbeitszeit-Modells: „Es bleibt mehr Zeit für eigene Interessen, die Familie und Freundschaften. Für uns ist das neue Arbeitszeitmodell aber auch eine tolle Möglichkeit, als attraktiver Arbeitgeber zu punkten, ein klarer Vorteil im Wettbewerb um die besten Talente am Arbeitsmarkt“, sagt sie auf der Webseite des Unternehmens.
Nicht zuletzt hat das Unternehmen auch eine direkte Ersparnis. Energieintensive Maschinen können bereits am Donnerstagabend abgeschaltet werden, was eine Energieeinsparung von 10 bis 15 Prozent bei gleicher Produktionsleistung einbringt. Unternehmensbilanz, Arbeitnehmer und Umwelt freuen sich. Wenzel will auch nach knapp zwei Jahren weiterhin am neuen Arbeitszeit-Modell festhalten.
4-Tage-Woche – Top oder Flop?
Bei zahlreichen Erfolgsgeschichten könnte es so aussehen, als ob die 4-Tage Woche die Antwort auf alles sei. Dabei scheint auch dann nicht immer die Sonne, wenn Arbeitnehmer ein dreitägiges Wochenende genießen – Arbeit will weiterhin getan sein und mit der 4-Tage-Woche sogar effizienter als zuvor.
Organisation ist alles
Bei allen Unternehmen, die neue Arbeitszeit-Modelle mit Erfolg implementiert haben, kann stets ein gewisser Organisationsaufwand und ein Bedarf an Flexibilität beobachtet werden.
So wurde eine Pilotstudie in Island, bei der die Arbeitszeit im öffentlichen Dienst von 40 auf 36 Wochenstunden verkürzt werden sollte, zuerst ein ganzes Jahr lang vorbereitet. Denn die 4-Tage-Woche ist nur dann für die meisten Beteiligten wirklich sinnvoll, wenn sie im 100-80-100-Modell umgesetzt werden kann. Also weniger Arbeitszeit, bei gleichem Lohn und gleicher Produktivität. Und ein solches Resultat verlangt nach einem organisatorischen Aufwand von Seiten der Arbeitgeber. In Island hat man restrukturiert, Prozesse verschlankt und digitalisiert, bevor es mit der 4-Tage-Woche losging. Gerade der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann künftig dabei helfen, Arbeit anders zu organisieren.
Mehr Pros als Contras für die 4-Tage-Woche im öffentlichen Dienst
Obwohl viele von der höheren Mitarbeiterzufriedenheit durch das verlängerte Wochenende schwärmen, wird es sich hier langfristig um einen Effekt handeln, der sich abnutzt. Arbeitspsychologe Thomas Rigotti, Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz dämpft den Enthusiasmus: „In den Studien aus den Siebzigerjahren waren die Mitarbeitenden zunächst zufriedener, haben sich dann aber an die positiven Dinge gewöhnt. Das ist typisch für den Menschen.“
Trotzdem sieht der Experte zahlreiche langfristige Vorteile, die noch über das persönliche Glück der einzelnen Menschen hinausgehen und für die Gesellschaft als Ganzes wertvoll sind. So erkennt er verringerten Pendelverkehr als ressourcenschonende und stressmindernde Konsequenz der 4-Tage-Woche. Auch sind diese Arbeitsmodelle ein großer Schritt in Richtung Geschlechtergleichstellung. Kinder können einfacher von beiden Elternteilen betreut werden, wenn diese in der 4-Tage-Woche arbeiten und an unterschiedlichen Tagen frei haben. Väter bekommen somit endlich die Chance, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.
Konkrete Daten liefert das Maschinenbau-Unternehmen Wenzel auch zur Mitarbeiter-Gesundheit. Hier haben sich die krankheitsbedingten Fehltage seit der Einführung der 4-Tage-Woche von 6,3 Prozent auf 5,1 Prozent reduziert und fielen damit unter den bundesweiten Durchschnitt. Das ist nicht nur eine wunderbare Neuigkeit für die Gesundheit der Belegschaft, sondern auch für die damit gesteigerte Produktivität des Unternehmens.
Es ist nur eine Frage der Geduld und der richtigen Organisation, weiß auch Professor Rigotti und sagt über die 4-Tage-Woche: „Das ist kein Selbstläufer, es ist ein Kulturwandel. Und so ein Kulturwandel bedarf Zeit und Vorbereitung.“
Copyright Foto: DALL-E / ChatGPT