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Generation Z und der öffentliche Dienst

Junges Team im öffentlichen Dienst
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Die Jahrgänge der Babyboomer gehen in Kürze in Rente. Die junge Generation Z hat allerdings andere Ansprüche an Job und Karriere als ihre Eltern. Arbeitgeber im öffentlichen Dienst könnten davon profitieren.

Von Babyboomer bis Generation Z

„Okay, Boomer!“ Der Ausruf der jungen Menschen, die sich von der Nachkriegsgeneration unverstanden fühlen, ist zum Sinnbild unseres Zeitalters geworden. In vier Generationen, von den Boomern bis zur Generation Z, hat sich die Welt vollkommen verändert. Ideen und Werte, ebenso wie die Lebensziele von einst, sind nicht mehr aktuell. Trotzdem ist die Gesellschaft weiterhin geprägt von den Maßstäben der Boomer-Generation, die zahlenmäßig aufgrund der hohen Geburtenrate ihrer Zeit überlegen ist. Sie haben die Gesellschaft geprägt und sitzen noch immer an vielen Orten in den strategischen Führungspositionen. Doch die Boomer gehen in Rente und lassen Platz für eine neue Ordnung der Dinge.

Generationenüberblick: Von den Babyboomern bis Generation Z

Babyboomer: geboren zwischen 1943 und 1964

Heute zwischen 60 und 80 Jahre alt ist diese Generation der Nachkriegsjahre jeder anderen gegenüber in der Überzahl. Nie wieder wurden so viele Babys geboren. Die Antibabypille war noch nicht erfunden und gleichzeitig herrschte ein großer Zukunftsoptimismus. Farbfernseher waren für die Boomer die absolute Neuheit, das Leben fand analog statt. Durch Fleiß und eigene Kraft konnten sie Wohlstand erreichen. Starker Wettbewerb und steile Hierarchien gehörten zum Alltag. Die Zeit mit der Familie war weiter unten in der Prioritätenliste.

Babyboomer fügen sich ein, ordnen sich unter, beißen sich durch und sind dem Unternehmen treu. Sie können ihre eigenen Fähigkeiten gut einschätzen und sehen ältere Menschen gegenüber jüngeren stets als Autoritätspersonen, besonders in der Arbeitswelt.

Generation X: geboren zwischen 1965 und 1979

Für die heute zwischen 45 und 60 Jahre alten Menschen war die Zeit des großen Aufschwungs bereits vorbei. Der technische Fortschritt erfuhr durch kalten Krieg und Černobyl‘-Unglück einen Dämpfer. Gleichzeitig kamen die ersten Computer auf den Markt und läuteten das digitale Zeitalter ein.

Die Angehörigen der Generation X waren schon früh flügge und verließen das heimische Nest, obwohl sie in der Arbeitswelt weit weniger Möglichkeiten hatten als ihre Eltern, die Boomer. Sie mussten für den gleichen Wohlstand härter arbeiten und jagten nach Statussymbolen. Für manche Angehörige der Generation X war Work-Life-Balance bereits ein Wunschtraum, der jedoch selten in Erfüllung ging.

Generation Y: geboren zwischen 1980 und 1995 (oder 1999)

Heute zwischen 28 (oder 24) und 45 Jahre alt gehört die Generation Y zu den „digital natives“. Mit welchem Jahrgang genau die Generation Y endet und die Generation Z beginnt, scheidet die Geister.

Banken- und Finanzkrise und die Terroranschläge vom 11. September sorgten für stärkeren Pessimismus als in den vorhergehenden Generationen. Die Generation Y wurde zu Hause mit mehr Mitspracherecht erzogen und nahm sich auch mehr Zeit, um das elterliche Nest zu verlassen. Dementsprechend hoch war der Anspruch an die Arbeitswelt: Ein sinnstiftender Beruf und Verantwortung bei der Arbeit waren für die Generation Y wichtig.

Für die Generation Y zählen Statussymbole weniger als Lebensqualität und persönliche Werte. Selbstverwirklichung und Freude an der Arbeit sind ebenso ein Thema, wie die Möglichkeit, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Die geforderte Demokratie bei der Arbeit ist den Boomern dabei nicht selten ein Dorn im Auge. Arbeitnehmer der Generation Y wollen heute mit älteren Arbeitgebern auf Augenhöhe arbeiten.

Generation Z: geboren zwischen 1995 (oder 1999) und 2010

Wer heute ein Teenager oder bis Ende zwanzig Jahre alt ist, gehört zur Generation Z. Die Welt steht scheinbar offen, denn Google macht Wissen griffbereit und jeder kann alles erreichen, wie der Generation Z schon von klein auf beigebracht wird. Wenig kompetitive Erziehung und Helikoptereltern haben den jungen Menschen vorgelebt, dass jeder wertvoll ist, ihnen aber auch ein Gespür für eigene Stärken und Schwächen genommen.

Gleichzeitig macht die Wirtschaftskrise den Berufserfolg alles andere als einfach. Und die Zukunft hält kaum noch Sicherheiten bereit – siehe Pandemie, Wirtschaftskrise, Ukraine-Krieg und Klimakrise. Unethisches Verhalten wirft die Generation Z den vorherigen Generationen vor – die Bewegung Fridays for Future hat nicht umsonst in dieser Altersgruppe besonders viele Anhänger.

Für Zündstoff in der Arbeitswelt sorgt, dass die Gen Z nicht mehr bereit ist, sich auf morgen vertrösten zu lassen. Gute Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance sind vom ersten Arbeitstag an ein Thema. Sich diese Privilegien erst durch jahrelange Karriere zu erarbeiten, steht für die Generation Z nicht zur Diskussion. Langfristige Karriereversprechen scheinen in einer Welt der wirtschaftlichen Instabilität sowieso viel zu unglaubwürdig. Nicht zuletzt, weil private Interessen und Familie einen hohen Stellenwert für die jungen Menschen haben. Und sichere Arbeitsplätze gibt es heute sowieso nicht mehr. Oder doch?

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Die Gen-Z im öffentlichen Dienst

Die offenen Stellen bei Stadt, Land und Bund werden auch in Zukunft immer mehr, denn die Babyboomer gehen in Pension. Bis zum Jahr 2030 wird etwa ein Drittel der staatlich Bediensteten altersbedingt ausscheiden, was 1,5 Millionen Personen entspricht. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft McKinsey fehlen schon heute 39.000 Fachkräfte in IT- und Informatikberufen im öffentlichen Dienst. Bis 2030 sollen 840.000 Vollzeitstellen unbesetzt bleiben.

Björn Münstermann, Senior Partner und Leiter der Beratung des öffentlichen Sektors bei McKinsey ist einer der Autoren der genannten Studie und präzisiert: „Der Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst verschärft sich. Dass vor allem in den digitalen Berufen Personal fehlt, ist insbesondere mit Blick auf die so wichtige Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung eine große Herausforderung.“ Doch seiner Ansicht nach können junge Menschen der neuen Generationen durchaus für die Arbeit im öffentlichen Dienst begeistert werden: „Indem sie Neueinstellungen beschleunigen, Weiterbildungsangebote ausbauen und flexiblere Arbeitsmodelle ermöglichen, können Arbeitgeber im öffentlichen Dienst viel tun, um digitale Fachkräfte zu gewinnen, zu entwickeln sowie zu binden und so die Personallücke verringern.“

Karriere: New Work & Digitalisierung im öffentlichen Dienst

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Öffentlicher Dienst mit Image-Problem

Um die Generation Z zu begeistern, ist das Gehalt im öffentlichen Dienst oder die Beamtenbesoldung nur eines von vielen Argumenten. Auch der soziale Status einer Arbeit zählt nicht, wie das noch bei der Generation X der Fall war. Es sind andere Werte, auf die es ankommt: Spaß an der Arbeit, Selbstverwirklichung und passendes Arbeitsklima. Der öffentliche Dienst hat in dieser Hinsicht vor allem ein Image-Problem. Einige moderne Strategien zum Gewinnen von Neueinsteigern kann sich der öffentliche Dienst bei den privaten Recruitern noch abschauen:

  • Employer Branding
  • Recruitainment
  • Arbeitgeberbranding
  • Schul- und Hochschulmarketing
  • Influencer-Marketing
  • Videointerviews
  • Aus- und Fortbildungsprogramme

Lange Zeit galt die Arbeit im öffentlichen Dienst als uncool. „Beamter“ oder „Sachbearbeiterin“ wollte kein Kind in der Grundschule werden. Heute bietet der öffentliche Dienst der Generation Z genau das, was sonst keiner kann: einen sicheren Arbeitsplatz, garantierten Feierabend, Arbeitszeitflexibilität und sorgenfreie Rentenversicherung. Dazu kommt, je nach Branche, auch eine konkurrenzfähige Bezahlung. Dabei herrscht beim Stellenangebot geradezu die Qual der Wahl für die Bewerber. Schließlich können die zahlreichen Boomer im öffentlichen Dienst nicht für immer weiterarbeiten. Platz für die Gen-Z!

Sicherheit in unsicheren Zeiten

Lisa-Marie Psurekt hat sich für die Arbeit im öffentlichen Dienst entschieden. In einem Interview mit dem Magazin Spiegel Wirtschaft sagt die 26-jährige: „Was mich überzeugt hat, ist das Thema Pension und Altersvorsorge. Während andere in meinem Alter Versicherungen abschließen, muss ich mir darüber keine Gedanken machen.“ Außerdem erklärt die Steuerobersekretärin, dass sie sich bei ihrem Beruf auch noch über eine Reihe von weiteren Vorteilen freut. Unkündbarkeit, ein Sabbatjahr und Gleitzeit gehören dazu. Die Stelle im Finanzamt hat sich die junge Finanzwirtin auch ausgesucht, weil sie bei den eigenen Eltern sehen musste, wie schlecht die Karrierepläne in der privaten Marktwirtschaft im Vergleich zum öffentlichen Dienst aufgingen.

Faire Bezahlung ohne Verhandlung

Der öffentliche Dienst ist nicht nur bei der Jobsicherheit vorne dabei. Jetzt gibt es auch mehr Geld direkt auf die Hand. Mit den neuen Tarifverhandlungen von April 2023 wurde ein steuerfreier Inflationsausgleich von 3.000 Euro zwischen Bund, Kommunen und Gewerkschaften für Angestellte ausgehandelt. Zudem gibt es laut Tarifergebnis Entgeltsteigerungen von bis 16 Prozent.

„Das ist die größte Tarifsteigerung in der Nachkriegsgeschichte im öffentlichen Dienst“, erklärte Verdi-Chef Frank Werneke. Bundesinnenministerin Nancy Faeser unterstrich die Summen mit konkreten Beispielen. So wird eine Reinigungskraft im öffentlichen Dienst bald 360 Euro mehr erhalten, was 13,3 Prozent entspricht. Werneke fügte hinzu: „Eine Pflegekraft bekommt im Rahmen dieses Tarifabschlusses dauerhaft wirkend eine monatliche Entgeltsteigerung von 400 Euro. Oder ein Müllwerker oder eine Müllwerkerin von 357 Euro.“ Hier liegt die Erhöhung bei 13,4 Prozent.

Die gewerkschaftlichen Tarifverhandlungen sind ein Vorteil im öffentlichen Dienst, der der Generation Z in die Hand spielt. Sie will nicht mehr um ihre Rechte bei der Arbeit kämpfen müssen. Im öffentlichen Dienst übernimmt diese Aufgabe die Gewerkschaft, während in der Privatwirtschaft ständig neue Lohnverhandlungen für diejenigen anstehen, die Karriere machen wollen. Frauen, Minderheiten und Verhandlungsschwache bleiben bei diesem harten Geschäft in der privaten Marktwirtschaft oft auf der Strecke.

Fachkräftemangel und Generation Z

Ob es wirklich einen Fachkräftemangel gibt, oder die angebotenen Stellen einfach nicht attraktiv genug sind, wird viel diskutiert. Tatsache ist, dass Arbeitgeber in der Privatwirtschaft meist maximal mögliche Leistung gegen minimal mögliche Bezahlung erwarten. Und was die Treue angeht, hat sich auch hier in den Jahren einiges geändert – nicht nur von Seiten der Arbeitnehmer. Heute gilt in den Unternehmen eher das Motto: Jeder ist nützlich, niemand ist unentbehrlich. Die Generation Z hat diese Entwicklung beobachtet und will nicht mitspielen.

Der öffentliche Dienst kann sich diesen Zeitgeist zu Nutze machen, um die qualifizierten und motivierten Fachkräfte der jungen Generation für sich zu gewinnen. Die Strukturen beim Staatsdienst reagieren zwar langsamer als in der privaten Wirtschaft, dafür gewissenhaft und nachhaltig.

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