Viele wünschen sich in unsicheren Zeiten einen sicheren Job im öffentlichen Dienst. Gerade für Quereinsteiger gibt es viele Möglichkeiten sich für eine Karriere zu qualifizieren. Ein kleiner Ratgeber.
Der öffentliche Dienst lechzt nach Arbeitskräften. Aktuell sind etwa 350.000 Stellen nicht besetzt. Und bis zum Jahr 2030 sollen es laut einer Erhebung von PwC sogar eine Million werden. Zehn Prozent der offenen Stellen finden sich beim Bund, 50 Prozent bei den Ländern und 32 Prozent bei den Kommunen. Acht Prozent fallen auf Sozialversicherungen.
350.000 offene Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst
Betriebswirtschaft und Informatik sind überall die am meisten gefragte Sparten, dazu kommt dringend gesuchtes Lehrpersonal für Berufsschulen und Gymnasien. Der Staat muss handeln, Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern wird es deshalb leichter gemacht wird, ihren Weg in den öffentlichen Dienst zu finden.
Ein Job mit Sinn, im Dienst des Gemeinwohls! Aber auch gut für die eigenen Interessen:
- Arbeitsplatzsicherheit,
- faire Bezahlung nach Tariflohn,
- Benefits,
- familienfreundliche Zeiteinteilung,
- Karrierechancen,
- gute Renten oder Pensionen,
- bei Eignung Verbeamtung
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Was genau bedeutet Quereinsteiger
Ein Quereinsteiger ist jemand, der in einem Berufsfeld arbeitet, das von seinem bisherigen Ausbildungs- und Berufsweg abweicht. Diese Person hat also keine traditionelle Ausbildung oder Berufserfahrung im Bereich, in dem sie arbeitet, sondern bringt ihre Fähigkeiten und Erfahrungen aus einem anderen Bereich mit. Oft sind Quereinsteiger in ihrem neuen Job erfolgreich, da sie neue Perspektiven und Ideen einbringen und somit einen frischen Blick auf bestehende Herausforderungen haben. Hier nun einige aktuelle Beispiel, wo Quereinsteiger Chancen haben, eine Karriere im öffentlichen Dienst zu starten.
Quereinsteiger beim Bund: Bundesverwaltungsamt
Das Bundesverwaltungsamt hat 150 Aufgaben für Bundesministerien und oberste Bundesbehörden inne. Dazu gehören das Ausländerzentralregister, die Vergabe von Bildungskrediten, BAföG-Darlehen und vieles mehr.
Interesse an einer Karriere beim Bund im Bundesverwaltungsamt? Voraussetzung dafür ist die abgeschlossene Ausbildung mit einem betriebswirtschaftlichen, juristischen oder IT-Hintergrund oder auch ein abgeschlossenes Studium mit einem wirtschaftswissenschaftlichen, rechtswissenschaftlichen oder IT-Hintergrund. Offene Stellen gibt es in ganz Deutschland und der Bedarf reicht vom Kraftfahrer bis zur Sachbearbeiterin.
Für einen Job beim Bundesverwaltungsamt ist es notwendig, auf eine Stellenausschreibung zu antworten, sich mit einer entsprechenden Registrierung beim Bewerberportal anzumelden und die Bewerbungsdokumente hochzuladen. Bei einem 30- bis 75-minütigen Test von zu Hause aus wird das jeweils für die Position relevante Allgemein- und Fachwissen geprüft und dann ggf. zum Vorstellungsgespräch geladen.
Begehrt ist etwa die Verbeamtung beim BVA, die viele Vorteile mit sich bringt. Selbst wer zum Zeitpunkt der Einstellung noch nicht die Kriterien für eine Verbeamtung erfüllt, kann diese eventuell durch die Berufserfahrung gewinnen.
Bezahlt wird nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD):
- Entgeltgruppen 1 bis 4: Einfache Tätigkeiten, An- und Ungelernte
- Entgeltgruppen 5 bis 8: Mindestens zwei- oder dreijährige Ausbildung
- Entgeltgruppen 9 bis 12: Bachelor- oder Diplomabschluss (FH)
- Entgeltgruppen 13 bis 15: Master- oder Diplomabschluss (Universität)
Mit 30 bezahlten Urlaubstagen pro Jahr, flexiblen Arbeitszeiten mit Homeoffice, betrieblicher Altersvorsorge, Bildungsurlaub, Prämien und möglicher Verbeamtung ist die Arbeit beim Bund für Sicherheitsliebende eine ausgezeichnete Option.
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Länder: In den Lehrerberuf als Quereinsteiger
Akuter Lehrermangel
Die Prognosen sind düster für die Bildung, denn es herrscht akuter Lehrermangel. Laut der Kultusministerkonferenz (KMK) werden bis zum Jahr 2023 über 23.800 Lehrkräfte fehlen. Der Bildungsexperte Klaus Klemm malt ein sogar noch schwärzeres Bild und prognostiziert das Fehlen von 158.700 Lehrkräften bis 2035.
Dazu kommt der gestiegene Bedarf an pädagogischer Betreuung für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine. 24.000 Stellen im pädagogischen Bereich sollen hier zusätzlich bald zu wenig besetzt sein.
Der Weg ins Lehramt für Quereinsteiger
Anfangs war es nur eine Notlösung. Heute sind Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger als Lehrpersonal an vielen Stellen anzutreffen. Allerdings gibt es aktuell keinen deutschlandweit einheitlichen Weg. Die Länder haben die Hoheit im Bildungswesen und initiieren daher auch Programme für Quereinsteiger.
Jedes Bundesland hält es etwas anders mit den Kriterien für den Quereinstieg und der Anteil an Lehrkräften mit unkonventioneller Karriere unterscheidet sich ebenso geografisch sehr stark:
- Berlin ist Spitzenreiter mit 60 Prozent der Neueinstellungen von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern.
- Brandenburg besetzte 21 Prozent der Stellen mit Quereinsteigenden, 13 Prozent mit befristeten Bewerbern ohne Lehramtsausbildung.
- In Mecklenburg-Vorpommern haben 20 Prozent der Neueinstellungen kein Lehramtsstudium absolviert.
- Sogar im konservativen Bayern wurden im Schuljahr 2021/22 erstmals die Schultore für Quereinsteigende Lehrkräfte geöffnet, auch wenn das Kultusministerium diesen Weg ins Lehramt als „Sondermaßnahme“ bezeichnete.
Die Studie „Unterschiedliche Wege ins Lehramt – unterschiedliche Kompetenzen?“ von Christin Lucksnat und Dirk Richter, von der Universität Potsdam, hat sich genauer angeschaut, wie die Lehrkräfte mit unkonventioneller Karriere gegenüber dem klassischen Personal mit Lehramtsstudium abschneiden. Sie kamen zu dem Schluss, dass es fachlich und didaktisch kaum Unterschiede gibt. Lediglich die pädagogisch-psychologischen Kenntnisse seien bei Quereinsteigenden schlechter. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, schließlich fehlt die pädagogische Ausbildung.
Quereinsteigende zeichnen sich eben gerade dadurch aus, für ein relevantes Fach einen Studienabschluss absolviert zu haben, jedoch kein Lehramtsstudium. Und genau hier setzen alle Fortbildungsprogramme auch an.
Je nach Bundesland kann der Weg ans Lehrerpult aber recht kurz sein. Vorbereitungskurse von nur wenigen Wochen und der Einstieg über ein Referendariat, das zwischen zwölf und 24 Monate dauert, sind nicht unüblich. Auch einige Unis haben mittlerweile Masterstudiengänge für Quereinstiege. 2020 boten 16 Hochschulen Quereinstiegs-Masterstudiengänge in Vollzeit für das Lehramt an, viele allerdings nur für das Lehramt an Berufsschulen der gewerblich-technischen Fachrichtungen.
Die Zukunft für quereinsteigende Lehrkräfte
MINT-Fächer, aber auch Fächer wie Musik und Kunst, brauchen dringend qualifizierte Lehrkräfte, sie zählen zu den sogenannten „Mangelfächern“.
Wer als Quereinsteiger gilt, ist dabei gar nicht so genau definiert, denn viele Bundesländer stellen den Quereinstieg nach Abschluss des Referendariats mit dem Einstieg nach Absolvierung eines Studiums auf Lehramt gleich. Somit ist auch die Bezahlung die gleiche und es wird Karriere-technisch nicht diskriminiert.
Anders sieht es bei Seiteneinsteigern aus: Können gewisse Kriterien nicht erfüllt werden und kann keine volle Lehrbefähigung erreicht werden, bleibt es bei dem befristeten Einsatz als Vertretungslehrkraft.
Christin Tellisch, Vizepräsidentin für Forschung der Hochschule für angewandte Pädagogik in Berlin, empfiehlt den Quereinsteigenden Unterstützung durch Mentoring, die entscheidend für den Erfolg im neuen Beruf sei, sagt sie im Interview mit Schulportal.
Bedarf in allgemeinbildenden Schulen
Die Liste der Fächer mit Bedarf wird für jedes Schulhalbjahr neu festgelegt und in der Ausschreibung veröffentlicht. Aktuell besteht besonders Bedarf in folgenden Fächern:
- Mathematik
- Informatik
- Biologie
- Physik
- Chemie
- Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT)
- Musik
- Sport
- Sonderpädagogische Fachrichtungen
Quereinstieg in Berufsschulen
Gute Chancen für einen Quereinstieg an beruflichen Schulen haben Ingenieure aus verschiedenen Fachrichtungen. Die Senatsverwaltung teilt mit, dass es für einen Quereinstieg an beruflichen Schulen in Berlin auf das Hauptfach ankommt. Zu diesen Fachrichtungen zählen:
- Agrarwirtschaft
- Bautechnik
- Elektrotechnik
- Ernährung und Hauswirtschaft
- Fahrzeugtechnik
- Farbtechnik, Raumgestaltung und Oberflächentechnik
- Gesundheit und Körperpflege
- Holztechnik
- Informationstechnik
- Labortechnik / Prozesstechnik
- Medientechnik
- Metalltechnik
- Sozialpädagogik
- Textiltechnik und -gestaltung
- Wirtschaft und Verwaltung
Eine Bewerbung für den Quereinstieg in das Lehramt an beruflichen Schulen sei nur möglich, wenn es eine konkrete Stellenausschreibung der Schule gibt und die BewerberInnen das Anforderungsprofil erfüllen. Mehr dazu…
Quereinstieg Lehramt in Thüringen
Auch in Thüringen fehlen Lehrerinnen und Lehrer. Das Land hat ein Programm aufgelegt, damit Menschen als Quereinsteiger den Weg ins Bildungssystem schaffen. Wenn die Bewerber über einen Hochschulabschluss verfügen, aber kein Lehramt als erste Staatsprüfung vorweisen können, haben sie die Möglichkeit, beim Freistaat Thüringen die Anerkennung des bisherigen Abschlusses zu beantragen. Die Vergütung erfolgt nach dem TV-L, dem Tarifvertrag der Länder. Je nach Qualifikation erfolgt die Eingruppierung. Mehr dazu…
Kommunen: Beispiel Quereinstieg bei der Stadt Essen
Auch in den Kommunen Deutschlands tun sich zahlreiche Möglichkeiten für den beruflichen Quereinstieg auf. Die Stadt Essen ist dafür ein gutes Beispiel. Seit 2015 hat sie den Weg in den Verwaltungsdienst mit einem eigenen Qualifizierungsprogramm geöffnet. Die Qualifizierungsangebote liegen, je nach Fachgebiet, zwischen elf und 24 Monaten.
Verwaltungswirt / Verwaltungswirtin Allgemeine Verwaltung für Quereinsteiger
Für Interessierte, die bereits eine Berufsausbildung beendet haben, bietet die Stadt Essen eine Qualifizierung zum Beruf des Verwaltungswirts an. Organisatorisches Talent, Spaß an kundenorientierter Arbeit und Kommunikationstalent, sowie Verantwortungsbewusstsein, sind Voraussetzungen für diese Karriere.
In 11 Monaten werden im Vollzeit-Lehrgang Kenntnisse vermittelt, die später in einem der über 50 Fachbereiche der Stadt Essen eingesetzt werden können. Dafür gibt es ein monatliches Brutto-Entgelt von gut 1200 Euro.
Nach erfolgreicher Ausbildung liegt das Einstiegsgehalt je nach vorheriger Berufserfahrung zwischen 2.500 und 2.800 Euro. Mit Aufstiegsmöglichkeiten, 28 bezahlten Urlaubstagen im Jahr und vergünstigtem Jobticket stehen auch die Zukunftsaussichten gut.
Im Überblick
Qualifizierungslehrgang: 11 Monate in Vollzeit, Entgelt von 1.200 Euro brutto
Einstiegsgehalt: ca. 2.500 bis 2.800 Euro brutto
Vorteile: 28 Urlaubstage, vergünstigtes Jobticket, Karrierechancen
Quereinstieg: Verwaltungswirt / Verwaltungswirtin Kommunaler Ordnungsdienst / Zentrale Ausländerbehörde
Zu den Anforderungen für den Quereinstieg in diesem Job gehören mindestens ein Hauptschulabschluss, eine abgeschlossene Ausbildung und zwei Jahre Berufserfahrung. Zudem ein Führerschein und die Bereitschaft, im Schichtdienst zu arbeiten und Dienstkleidung zu tragen.
Zu den späteren Aufgaben im kommunalen Ordnungsdienst werden zahlreiche Formen von Überprüfung, Kontrolle und Überwachung zählen. Auch für Beschwerden vonseiten der Bevölkerung und Überprüfung von Vandalismus, Lärmbelästigungen und Verunreinigungen ist die Berufsgruppe zuständig.
Zwölf Monate dauert die theoretische und praktische Ausbildung, während denen es ein Entgelt von monatlich etwa 1.800 Euro brutto gibt. Nach Einstellung beträgt das Gehalt knapp 3.500 Euro brutto, wobei Jahre der vorherigen Berufserfahrung angerechnet werden.
28 Tage Urlaub, Sonderzahlungen, vergünstigtes Jobticket und die Erfüllung abwechslungsreicher Aufgaben machen diese Arbeit interessant.
Im Überblick
Qualifizierungslehrgang: 12 Monate in Vollzeit, Entgelt von ca. 1.800 Euro brutto
Einstiegsgehalt: ca. 3.500 Euro brutto
Vorteile: 28 Urlaubstage, vergünstigtes Jobticket, Sonderzahlungen, abwechslungsreiche Aufgaben
Quereinstieg: Verwaltungsfachwirtin/Verwaltungsfachwirt Soziales/ JobCenter
Teamplayer mit Abitur oder Fachhochschulreife, die entweder ein abgeschlossenes Studium oder mindestens zwei Jahre studiert, oder eine kaufmännische Ausbildung beendet haben, können hier den Quereinstieg schaffen.
Interesse an rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Themen, wie zum Beispiel Bürgerliches Recht, Verwaltungsrecht oder Kostenrechnung und Freude am kundennahen Arbeiten gehören ebenfalls zu den Grundvoraussetzungen.
In einem 20-monatigen sowohl praktischen als auch theoretischen Lehrgang werden die notwendigen Kenntnisse vermittelt. Wer die Abschlussprüfung des Verwaltungslehrganges II besteht, darf sich auf gute Karrierechancen und ein Einstiegsgehalt von knapp 3.200 Euro brutto freuen. 28 bezahlte Urlaubstage, Vergünstigungen, Sonderzahlungen und gute Aufstiegschancen machen die Position interessant.
Im Überblick
Qualifizierungslehrgang: 20 Monate in Vollzeit, Entgelt von ca. 1.300 Euro brutto
Einstiegsgehalt: ca. 3.200 Euro brutto
Vorteile: 28 Urlaubstage, vergünstigtes Jobticket, Sonderzahlungen, abwechslungsreiche Aufgaben, gute Karrierechancen
Quereinstieg: Verwaltungsfachwirtin / Verwaltungsfachwirt Informationstechnologie (IT)
Technikaffine mit Abitur oder voller Fachhochschulreife, die eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium mitbringen oder mindestens zwei Jahre studiert haben, können bei der Stadt Essen den verkürzten Weg als Quereinsteiger nehmen.
Analoge Prozesse sollen dank moderner Technologien vereinfacht und implementiert werden. Fachkenntnisse dafür liefert der Verwaltungslehrgang in 24 Monaten, im Wechsel zwischen Praxis und Theorie. Nach Absolvierung sieht der Beruf vor, als Schnittstelle zwischen dem eigenen Fachbereich und der IT-Abteilung zu wirken und soll neue „Online Services“ ermöglichen.
Über 50 Fachbereiche im Bereich der Informationstechnologie hält die Stadt Essen bereit und winkt den Absolventen des Lehrgangs auch mit ausgezeichneten Aufstiegschancen in der Zukunft. Mit einem Einstiegsgehalt von knapp 3.200 Euro, 28 Urlaubstagen, Sonderzahlungen, Vergünstigungen und interessanten Fortbildungsmöglichkeiten ist dieser Berufsweg attraktiv.
Im Überblick
Qualifizierungslehrgang: 24 Monate in Vollzeit, Entgelt von ca. 1.900 Euro brutto
Einstiegsgehalt: ca. 3.200 Euro brutto
Vorteile: 28 Urlaubstage, vergünstigtes Jobticket, Sonderzahlungen, abwechslungsreiche Aufgaben, gute Aufstiegs- und Fortbildungschancen
Quereinstieg im öffentlichen Dienst in ganz Deutschland
Bund, Länder und Kommunen machen heute den Quereinstieg einfacher denn je und eröffnen Jobsuchenden neue interessante Karrierechancen. Dabei sind sie in Sachen Jobsicherheit unschlagbar.