In Ballungsräumen ist der Wohnraum knapp und teuer. Viele Angestellte und Beamte des öffentlichen Dienstes können sich die Mieten in München oder Berlin häufig nicht mehr leisten. Eine Lösung: Der Staat investiert gezielt in Wohnungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Wir haben nachgefragt, wo Staatsdiener auf dem Wohnungsmarkt Hilfe finden.
Die Geschichte der Dienstwohnung für Beamte oder Angestellte im öffentlichen Dienst reicht bis ins Mittelalter zurück. Traditionell war es bestimmten Berufen im Staatsdienst vorbehalten, eine Dienst- oder Werkswohnung zu beziehen, das galt unter anderem für Förster, Lehrer, Schulhausmeister oder Pförtner. Besonders privilegiert waren Künstler oder Musiker, die, wie der Dichter und Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe, auf Kosten ihrer Dienstherren wohnen konnten.
Doch mit Dienstwohnungen für Wenige ist es schon lange nicht mehr getan. Der aus den Angeln geratene Wohnungsmarkt in den großen Städten fordert die Dienstherren bei Bund, Ländern und Kommunen heraus. Seit Jahren können sich immer weniger Polizeibeamte, Pflegekräfte, Erzieherinnen oder Verwaltungsangestellte eine Mietwohnung in den deutschen Innenstädten von München, Frankfurt oder Berlin leisten. Das gilt vor allem für Menschen, die aus beruflichen Gründen neu in deutsche Großstädte ziehen möchten.
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Wohnungsnot öffentlicher Dienst: Pendeln für den neuen Job?
In Zeiten des Fachkräftemangels in Krankenhäusern, Schulen oder der Verwaltung ist die prekäre Situation auf dem Wohnungsmarkt ein zusätzliches Risiko für die öffentlichen Arbeitgeber. Warum sollten Beschäftigte einen neuen Job etwa in Berlin annehmen, wenn die nächste bezahlbare Wohnung in der Prignitz liegt? Vor Dienstbeginn liegen dann 1,5 Stunden Anfahrt in einer randvollen Regionalbahn vor den Berufspendlern oder eine Anfahrt mit dem Auto im Berliner Berufsverkehr– inklusive der Suche nach einem freien Parkplatz. Ähnlich geht es auch Beschäftigten in Frankfurt, Stuttgart, Hamburg, Köln oder München. Die Speckgürtel bieten in der Regel keine günstigen Mieten mehr. Doch, wie und wo finden Beamte und Angestellte Hilfe?
Wohnungsfürsorge des Bundes: Antrag auf ein neues Zuhause
Beschäftigte im Dienst des Bundes können sich bei der Suche nach einer Wohnung an die Wohnungsfürsorge der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wenden. Die Behörde wurde 1950 gegründet und verfügt laut Webseite über rund 62.000 Wohnungen an mehr als 500 Standorten in Deutschland. Dazu zählen eigene Wohnungen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als auch Objekte im Eigentum Dritter, für die die Behörde Belegungsrechte erworben hat.
Einen Antrag für eine Wohnung der Wohnungsfürsorge können stellen: Bundesbeamtinnen und -beamte, Bundesrichterinnen und -richter, Soldatinnen und Soldaten, die Tarifbeschäftigten der Bundes. Auch Auszubildenden des Bundes, Bundesbeamtinnen und -beamte auf Widerruf, Soldatinnen und Soldaten auf Zeit oder befristet eingestellten Beschäftigten des Bundes sowie Ehemalige und Hinterbliebene können einen Antrag stellen.
Ballungsraum München: Bayern baut 900 Wohnungen
München ist die teuerste Stadt in Deutschland. Die Landesregierung hat deshalb beschlossen, gezielt Wohnungen in und um München herum für Beschäftigte im öffentlichen Dienst zu bauen. Die Stadibau GmbH – Gesellschaft für den Staatsbedienstetenwohnungsbau in Bayern – gegründet 1974, unterstützt den Freistaat Bayern bei der Erfüllung seiner Aufgaben im Bereich der staatlichen Wohnungsfürsorge. Dazu gehört insbesondere versetzten, abgeordneten und neu eingestellten Beschäftigten des Freistaates Bayern, eine angemessene Wohnung am Dienstort anbieten zu können, teilt das bayerische Finanzministerium mit.
Aktuell bewirtschaftet und vermietet die Stadibau GmbH mehr als 8.400 Wohnungen in Niederbayern, Oberbayern, Schwaben und der Oberpfalz. Der Großteil der Wohnungen befindet sich in Oberbayern und schwerpunktmäßig im Ballungsraum München. Mehr als 900 Wohnungen seien im Bau und rund 840 Wohnungen in Planung oder Entwicklung. „Mit diesem bedarfsorientierten Wohnraumangebot für Staatsbedienstete leistet das Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Personalgewinnung des Freistaates und hilft, den Wohnungsmarkt zu entlasten.“
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Berlin: Ungenutzte Flächen für Wohnungen
Auch in Berlin gibt es Initiativen, um Wohnraum für Bedienstete des öffentlichen Dienstes zu schaffen. Noch kurz vor den Wahlen am 26. September 2021 hatte der alte Berliner Senat „allgemeine Handlungsansätze zum Beschäftigtenwohnen für öffentlich Bedienstete“ beschlossen. Auf Anfrage teilte die Landesregierung mit: „Ziel ist es, untergenutzte Flächen landeseigener Unternehmen und öffentlicher Institutionen für den Wohnungsbau zu mobilisieren. Diese neu geschaffenen Wohnungen sollen gezielt den Beschäftigten der jeweiligen Dienststellen und Betriebe angeboten werden. Der Wohnungsbau auf Flächen in öffentlichem Eigentum, zum Beispiel Liegenschaften der Polizei oder der Feuerwehr, der BVG oder der Hochschulen, soll vor allem durch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften realisiert werden.“ Bezahlbares Wohnen für Mitarbeitende von Berliner Landesgesellschaften und Verwaltungen wird auch von dem spezialisierten landeseigenen Immobiliendienstleister berlinovo durch zielgerichtete Neubauprojekte und Umwidmungen in den eigenen Beständen angeboten.
Laut Berliner Zeitung hat berlinovo Ende Mai den symbolischen ersten Spatenstich für den Bau eines Apartmenthauses gefeiert, das unweit der Polizeiakademie an der Radelandstraße in Spandau errichtet wird. Auf einer Grundstücksfläche von circa 4200 Quadratmetern entsteht ein dreigeschossiges Gebäude mit 100 möblierten Einzelapartments und 34 Doppelapartments. Die Miete für einen Wohnplatz im 20 Quadratmeter großen Einzelapartment oder im rund 40 Quadratmeter großen Doppelzimmer soll 340 Euro monatlich betragen– inklusive aller Nebenkosten.
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Wohnheime und Bildungszentren in Brandenburg und Thüringen
Auf Anfrage haben auch die Landesregierung in Brandenburg und in Thüringen von Bauprojekten berichtet, die Staatsdienern zugutekommen sollen. So ist in Oranienburg der Bau eines Wohnheimes für Polizeianwärter geplant.
Das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales (TMIK) teilte mit, dass die Bildungszentren der Landesverwaltung in Gotha und Meiningen sowie an der Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule der Bau bzw. die Sanierung von Unterkunftsräumen realisiert werde bzw. in Planung sei.