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New Work – die neue Art zu arbeiten

Junges Team im öffentlichen Dienst
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New Work ist nicht so neu wie der Name sagt. Schon vor 50 Jahren erfand der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann die Idee von New Work. Heute ist das Konzept so aktuell wie nie zuvor – auch im öffentlichen Dienst.

Philosoph Frithjof Bergmann und die Neue Arbeit

New Work ist gar nicht so neu. Das Konzept gibt es nicht erst seit Corona-Lockdowns, sondern es wurde schon in den 70er-Jahren vom österreichisch-amerikanischen Philosophen Frithjof Bergmann zum ersten Mal benannt. Der ikonische Professor für Philosophie mit krausen Haaren und Rauschebart revolutionierte einst die Fabriken von General Motors in den Vereinigten Staaten. Er lehrte in Princeton, Stanford, Chicago, Berkeley und Ann Arbor, schrieb ein Buch mit dem Titel „Neue Arbeit, neue Kultur“ und gründete das erste „Zentrum für Neue Arbeit“.

Zu seinen Ideen gehörte es, anstatt wegen der Automatisierung in den Autofabriken die Hälfte der Belegschaft zu entlassen, einfach alle nur noch halb so viel arbeiten zu lassen. So sollte vermieden werden, dass 50 Prozent der Menschen unter zu viel Arbeit ächzten, während der andere Teil arbeitslos war. In der neu entstandenen freien Zeit konnten die Arbeiter im eigens gegründeten „Zentrum für Neue Arbeit“ herausfinden, was sie wirklich tun wollten und diese Talente in einen geldbringenden Beruf verwandeln.

Vom natürlichen Bedürfnis zu arbeiten

Der mittlerweile verstorbene Professor argumentierte, dass moderne Lohnarbeit erst aufgrund der industriellen Revolution vor 200 Jahren entstand. Und, dass es sich dabei nicht um ein artgerechtes Modell für Menschen handelt. Er meinte, Arbeit solle „köstlich und wunderbar“ sein. Wer von sich aus einer selbst auserwählten Tätigkeit nachginge, der würde darin Erfüllung finden und kaum noch etwas anderes tun wollen. „Sex muss schon sehr gut sein, wenn er dem Vergleich mit dieser Arbeit standhalten will“, so Frithjof Bergmann.

Heute ist in den Archiven von General Motors kaum noch mehr etwas von der revolutionären Zusammenarbeit mit Bergmann übrig. Er ist einigen Fans vor allem wegen seines Charismas in Erinnerung geblieben, doch sein praktisch orientiertes Lebenswerk und die „Zentren für Neue Arbeit“ gerieten in Vergessenheit. Das Konzept ist jetzt aber aktueller als je zuvor. Die Arbeitswelt braucht Philosophen.

Neue Arbeit neu interpretiert

Die Neue Arbeit aus der Vergangenheit schafft gerade nach Corona den Sprung in die Zukunft. Selbstbestimmtes, sinnerfülltes und flexibles Arbeiten löst die Probleme der Arbeitswelt unserer Zeit. Die Bekämpfung des Fachkräftemangels und die Steigerung der Produktivität sind erwünschte Nebenwirkungen der New Work-Konzepte. Glückliche und erfüllte Menschen arbeiten gerne und sind produktiver. Eigentlich sollte uns das nicht überraschen und es ist erschreckend, dass die Lehren von Frithjof Bergmann jahrzehntelang weitgehend ignoriert wurden.

Das ist New Work heute

Ein Obstteller, welcher der Mitarbeiterschaft vom Unternehmen hingestellt wird, ist noch lange nicht mit New Work gleichzusetzen. Benefits und Spielzimmer im Büro sind zwar nette Gimmicks, doch die Neue Arbeit will viel tiefergehende, strukturelle Veränderungen. Welche genau, das ist von Unternehmen zu Unternehmen und auch von Mitarbeiterin zu Mitarbeiter unterschiedlich und kann vollkommen individuell gestaltet sein. New Work ist ein Sammelbegriff für einige grundlegende Konzepte:

  • Freiheit
  • Selbstverantwortung
  • Sinnhaftigkeit
  • Weiterentwicklung
  • Soziale Verantwortung

Während zu Zeiten von Bergmann die „Zentren für Neue Arbeit“ zur produktiven Selbstfindung verhelfen sollten, ist der moderne Ansatz von New Work mit dem Arbeitsplatz integriert. Workation, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice sind nur einige der möglichen Arbeitsformen. Arbeit sollte dem Menschen dienen, nicht die Menschen der Arbeit – so lautet die Grundidee. Und New Work ist Arbeit, die die Menschen auch wirklich machen wollen, erklärte der Philosoph Bergmann bereits vor 50 Jahren. Seine Anschauung bleibt aktuell.

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Innovationskraft und Produktivitätssteigerung von New Work

Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und die Geschwindigkeit, mit der die Evolution vorangeht, scheint immer rasanter zu steigen. Während einerseits Digitalisierung, Automatisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz Arbeitsplätze einsparen, gibt es einen Mangel an Fachkräften. Viele Arbeitgeber suchen händeringend nach den qualifizierten und hoch spezialisierten Mitarbeitern, die sie benötigen.

Es entsteht ein Konkurrenzkampf, bei dem viel Nachfrage nach qualifizierter Arbeit auf wenig Angebot stößt. Die Währungen sind heute nicht mehr allein das Gehalt, der Status oder der Firmenwagen. Junge Talente suchen einen Arbeitsplatz, der im Alltag angenehm ist und mit dem sie sich identifizieren können.

Unternehmen müssen ihre Strukturen und das gesamte Mindset ändern, wenn sie attraktiv für die begehrten Newcomer auf dem Arbeitsmarkt sein wollen. Gleichzeitig profitieren sie von höherer Innovationskraft und steigender Produktivität, wenn sie den Sprung schaffen.

Work-Life-Balance und Work-Life-Blending

Die Work-Life-Balance war in letzter Zeit in aller Munde. Das richtige Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben sollte die ideale Anstellung ermöglichen. Dabei ist dieser Ansatz fragwürdig. Die Arbeitsstunden mit zusammengebissenen Zähnen zu überstehen und darauf zu warten, dass das Leben wieder beginnt, ist keine besonders erbauende Vorstellung.

Das dache sich auch schon der Sozialphilosoph Bergmann und seine Idee wird heute mit dem Work-Life-Blending wieder aufgegriffen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Leben. Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit und im Idealfall ist auch Arbeit erfüllend und macht Spaß. Sie soll mit den individuellen Werten, Interessen und Überzeugungen im Einklang stehen. Sie integriert sich in den Alltag, ist nicht Beruf, sondern Berufung – sie gehört zum Leben.

Das bedeutet auch, dass der Arbeitgeber immer mehr in das involviert ist, was bisher private Probleme der Mitarbeiter waren: Kinderbetreuung und Altenpflege bekommen mit dem Work-Life-Blending auch für das Unternehmen einen wichtigen Stellenwert. Mögliche Folgen sind eine eigene Betriebs-Kita, ein Familienbüro, sowie zeitlich und örtlich flexible Arbeit.

Neue Arbeit im richtigen Rahmen

Das Großraumbüro ist keine artgerechte Haltung für den Menschen. Und seit Corona ist klar, dass die physische Anwesenheit im Büro nicht immer notwendig ist. Selbst konservative Unternehmen haben die Vorteile von Homeoffice, Workation, Coworking-Spaces und digitalem Nomadentum immer mehr erkannt. Das schließt allerdings nicht aus, dass es auch in der Firma Räume für den konzentrierten Rückzug und die kreative Entfaltung geben darf. Die einzige Regel: Es gibt keine festen Regeln. Der Arbeitsplatz ist den Bedürfnissen der Menschen angepasst.

Flexible Arbeitszeitgestaltung

Individuelle Arbeitszeiten wie Gleitzeit und Vertrauensarbeitszeit ermöglichen es, dann zu arbeiten, wann man darauf Lust hat. Denn Arbeit soll, wie das New Work-Konzept lehrt, Freude bereiten. Außerdem ermöglichen diese Modelle, die Bedürfnisse der Familie mit denen der Arbeit zu vereinbaren. Auch die Viertagewoche ist in diesem Zusammenhang oft im Gespräch. Es ist kein Geheimnis, dass 80 Prozent der Arbeit in 20 Prozent der Arbeitszeit geschieht. Denn niemand kann acht Stunden am Tag durchgehend maximal produktiv sein. Flexible und menschenorientierte Urlaubszeit-Regelungen und Sabbaticals fördern gleichzeitig Produktivität und Motivation.

Agile Arbeit

Agile Arbeitsmethoden sind praktische Tools für die Neue Arbeit. Sie geben den Teammitgliedern gleichzeitig Freiheit und klare Ziele und Strukturen, ohne dabei einzuengen. Individuen können sich entfalten und mit ihren Talenten glänzen, während das Unternehmen von der großen Flexibilität profitiert und immer konkurrenzfähig bleibt. Scrum, Time Boxing und Design Thinking sind nur einige der vielen interessanten Methoden in der Agilen Arbeit.

Inklusion und Diversität

Bereits die Agile Arbeit lehrt, dass Diversität am Arbeitsplatz eine Bereicherung für alle ist. Geschlecht, Nationalität, Religion, körperliche Fähigkeiten, soziale Herkunft und Weltanschauung: Je unterschiedlicher das Team, desto größer die Produktivität, Kreativität und Problemlösungskompetenz.

Weiterbildungsangebot

Man lernt nie aus. Das gilt für die moderne Arbeitswelt mit ständig wechselnden Anforderungen ganz besonders. Dabei dient die Weiterbildung nicht nur dem persönlichen Wachstum und dem Marktwert, der sogenannten „Employability“, sondern auch dem Wohl des Unternehmens. Einerseits fühlen sich Mitarbeitende durch Coachings und Weiterbildungsangebote wertgeschätzt, andererseits tragen die neu erlernten Fähigkeiten wiederum zur höheren Produktivität im Unternehmen bei.

New Leadership

Die strenge Hierarchie am Arbeitsplatz ist schon länger out. Heute wird auch immer klarer, dass sie selten der Produktivität dient. Neue Arbeit ist nicht nur örtlich und zeitlich flexibel, sondern auch, was das Kommando angeht. Chefs werden je nach Bedarf zu Coaches, Projektleitern, fachlichen Experten, Motivatoren und Moderatoren. Teams werden projektaffin gebildet und von der qualifiziertesten Person für diese spezielle Tätigkeit geleitet, um nach getaner Arbeit wieder aufgelöst und durch andere Strukturen ersetzt zu werden. Dezentrale Führung und flexible Rollenmodelle geben den Ton an. Netzwerkorientiertes Arbeiten ersetzt klassische Rollenmodelle.

Eine offene Fehlerkultur und Vertrauen in den guten Willen der Teammitglieder gehören zur neuen Leadership bei der Neuen Arbeit. Feedbackrunden in alle Richtungen inbegriffen. Denn sinnorientiertes Arbeiten ist ein besserer Motivator als die Angst vor dem Chef.

Sinnhaftigkeit

Sinnhaftigkeit ist die Basis der Neuen Arbeit. Die kreative Mitgestaltung und das Gefühl, etwas Sinnvolles bewirken zu können, Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung zu haben, sind die besten Grundlagen für eine erfüllende Arbeit. Mehr Vorteile im öffentlichen Dienst

Digitalisierung

Erst die Digitalisierung ermöglicht New Work im modernen Sinn. Schnelles Internet, ständige Vernetzung und Automatisierung von undankbaren Aufgaben machen Arbeitsabläufe möglich, von denen der Philosoph Frithjof Bergmann vor 50 Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Neue Arbeit als Win-win-Strategie

New Work ist nur als ein großes Ganzes aus vielen mehr oder weniger kleinen Bausteinen zu beschreiben. Die Neue Arbeit lässt sich nicht von oben herab kommandieren und braucht doch zuerst die Überzeugung der Entscheidungsträger. Was so schwierig greifbar erscheint, hat ein solides Grundkonzept: Freiheit, Selbstbestimmung, Sinnhaftigkeit. Arbeit für die Menschen und nicht nur der Arbeit willen.

Es sind viel tiefergehende Motivationen als nur feste Abläufe im Arbeitsalltag, die New Work ausmachen. Rückschläge sind von Anfang an vorprogrammiert und gehören zum Weg. Auf Dauer profitieren jedoch alle von New Work: Die Mitarbeiterschaft, das Unternehmen und die Gesellschaft.

Der Weg zu New Work

Der Weg zu New Work ist lang aber nicht unbedingt steinig. Ein tiefgreifender Wandel im Unternehmen braucht Zeit. Nur von agilen Arbeitsmethoden, einem Tag Homeoffice in der Woche und dem berühmten, schon von Bergmann zitierten Obstteller im Büro, ist die Sache noch lange nicht getan. Doch es sind alles Schritte, die auf den richtigen Weg bringen. Eine Umstrukturierung in diesem Sinne ist nicht von oben herab durch verordnete Veränderungen möglich, sondern benötigt ein Umdenken der gesamten Belegschaft.

Manche Branchen, wie die kreativen Thinktanks rund um Werbung, Informatik und Social Media, sind schneller in der Umsetzung. Andere Bereiche, wie die öffentliche Verwaltung, brauchen etwas länger. Da aber auch der öffentliche Dienst mittlerweile mit der privaten Wirtschaft um die begehrten Fachkräfte kämpft, halten auch hier langsam, aber sicher, Veränderungen ins Positive Einzug.

Ratgeber und Nachrichten: New Work & Digitalisierung im öffentlichen Dienst

New Work im öffentlichen Dienst

Auch der öffentliche Dienst mit seinem etwas staubigem Image wurde in den letzten Jahren wachgerüttelt. Die Kombination aus Corona und Fachkräftemangel erlaubt es der öffentlichen Hand nicht mehr, die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu ignorieren. Mit Corona-Maßnahmen wurden Innovationen obligatorisch implementiert und das war überraschenderweise plötzlich gar nicht mehr so schwer. Digitalisierung, flexible Arbeitszeiten und neue Arbeitsplatzgestaltung sind auch in der Verwaltung und anderen Bereichen ein Thema.

Hierarchien schaffen sich nicht selbst ab

Trotzdem ist es in der Natur der öffentlichen Verwaltung, Neuerungen nur langsam anzunehmen. So wird Führung heute noch mit Karriere gleichgesetzt und wenige würden freiwillig auf die damit Verbundenen Privilegien verzichten oder gar die eigene Abteilung wegrationalisieren.

Sinnhafte Arbeit mit Mehrwert im öffentlichen Dienst

Dabei ist die Arbeit im öffentlichen Dienst in vielerlei Hinsicht dem Grundgedanken von New Work sehr nah: Sinnhaftigkeit. Es gibt kaum sinnvollere Tätigkeiten als jene, die dem Allgemeinwohl dienen. So haben Lehrkräfte, Krankenpflegepersonal und viele andere im öffentlichen Dienst eine hohe soziale Verantwortung. Wer für sich eine sinnvolle Tätigkeit mit Mehrwert im Leben sucht, findet im öffentlichen Dienst viel Gelegenheit, erfüllende Arbeit zu tun. Es bleibt zu hoffen, dass Bund, Länder und Gemeinden langsam, aber sicher auf die New Work Konzepte umrüsten, die eigentlich so gut zu den Tätigkeiten passen.

Dabei sind die Unternehmen der Privatwirtschaft in vielen Bereichen auch noch keine Vorzeigemodelle. Der öffentliche Dienst hat also die Chance vorne dabei zu sein. Die Studie New Work in der Verwaltung lässt jedenfalls optimistisch in die Zukunft blicken. Denn es scheint, als hätte die Corona-Pandemie bleibende Neuerungen in den öffentlichen Dienst gebracht und den Weg für die Neue Arbeit in der Zukunft geebnet.

Streben nach Arbeit

New Work stellt die Menschen in den Mittelpunkt, das persönliche Glück, das erfüllte Leben. Philosoph Bergmann mahnt aber, dass vorher ein wichtiger Schritt geschehen muss: Man muss sich darüber bewusstwerden, was man wirklich will.

Die Absicht ist, Arbeit so zu organisieren, dass sie nichts Gezwungenes ist, sondern man Arbeit tut, die man wirklich, wirklich will.

Frithjof Bergmann

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